Ludovico il Moro
So, kleine italienische Geschichtsstunde. Wer meine neue Adresse gelesen hat, weiss, dass ich jetzt auf der Via Ludovico il Moro wohne. Auf Deutsch bedeutet das Ludwig der Dunkle. In Wirklichkeit war der Gute ein SFORZA und sein voller Name ist Ludovico Maria. Er brachte den Höhepunkt der Machtentfaltung der Sforza, leitete aber auch ihren tiefen Sturz ein. * 27. Juli 1452 als fünfter Sohn Francesco Sforzas und Bianca Maria Viscontis in Vigevano (wir befinden uns jetzt in Italien).
Der Moro war aber gar kein so netter Mensch: Im September 1479 riß er in Mailand nach mehrjährigen harten Auseinandersetzungen mit der Herzoginmutter Bona von Savoyen und dem Kanzler Cicco Simonetta die Regentschaft für seinen minderjährigen Neffen Gian Galeazzo Sforza an sich. Danach schob er den unmündigen Herzog nach Pavia ab und bestimmte fortan die Politik Mailands. Sein Ziel war unverkennbar, seinen Neffen auszuschalten und selbst Herzog zu werden.
Nach dem Tode Gian Galeazzos (21. Oktober 1494) wurde Ludovico mit dem Herzogtum Mailand belehnt und in den Kreis der Reichsfürsten aufgenommen.
Einen verhängnisvollen Schritt tat Ludovico, als er zur Sicherung seiner Herrschaf die Ambitionen König Karls VIII. von Frankreich auf das Königreich Neapel-Sizilien unterstützte. Er hoffte, auf diese Weise ein Eingreifen König Alfons von Neapel-Sizilien in Mailand zugunsten seiner Tochter Isabella, der Gattin Gian Galeazzos, verhindern zu können, die sich und ihre Kinder nicht um ihr rechtmäßiges Erbe bringen lassen wollte.
Ludovico glaubte in völliger Verkennung der tatsächlichen Machtverhältnisse, er könne die Mächte seiner Zeit seinen politischen Ambitionen dienstbar machen, die letztlich auf ein Königreich der Lombardei abzielten. Selbstbewußt sprach er davon, »der Papst sei sein Kaplan, der römische König sein Condottiere, der venezianische Doge sein Kämmerer und der französische König sein Kurier, der kommen und gehen müsse, wie er es wolle«.
Unversehens wurde er aber sehr bald selbst zum Spielball der europäischen Mächte. Mit Frankreich hatte Ludovico 1494 eine Macht ins Land gerufen, die sein Schicksal besiegeln sollte. Im Sommer 1495 gelang es Ludovico noch einmal, die von Frankreich drohende Gefahr abzuwenden. Machtlos war er allerdings, als König Ludwig XII. von Frankreich, ein entfernter Abkömmling der Visconti, Erbansprüche auf Mailand erhob und sie mit Waffengewalt durchsetzte. Am 17. September 1499 mußte Mailand vor den Franzosen kapitulieren (aha, daher also diese gegenseitige Abneigung zwischen den Italienern und Franzosen?).
Ludovico floh nach Innsbruck zu König Maximilian I. Im Januar/Februar 1500 gelang ihm zwar noch einmal die Rückeroberung Mailands. Am 10. April 1500 fiel er jedoch in Hände der Franzosen. Trotz aller Fürsprache König Maximilians I. blieb er bis zu seinem Tod in französischer Gefangenschaft.
Ludovico war in signifikanter Weise die Verkörperung eines Renaissancefürsten. Von Filelfo in humanistischem Geiste erzogen, führte er Mailand zu seiner größten kulturellen und wirtschaftlichen Blüte. Der mailändische Hof wurde zu einem Zentrum der Renaissancekultur, wobei als mailändisches Spezifikum der Schwerpunkt im Bereich der Technik und praktischen Wissenschaften lag.
Die namhaftesten Persönlichkeiten waren Leonardo da Vinci (na den kennen wir aber!), der Mathematiker Luca Pacioli und der Architekt Bramante. Im wirtschaftlichen Bereich förderte Ludovico den Anbau von Reis und Maulbeerbäumen. Seiden- und Textilgewerbe, Glasmalerei, Goldschmiedekunst, und das Harnisch- und Handwaffengewerbe florierten. - Insgesamt gesehen, hat Ludovico in Überschätzung der mailändischen Möglichkeiten die Existenzbedingungen seiner Herrschaft untergraben und das Ende der Sforzaherrschaft mitverschuldet.
Und was haben jetzt die von Sforza mit Bellinzona zu tun? Das ist ganz einfach, denn die Mailänder haben lange Zeit bis hier rauf nach Bellinzona regiert. Denen haben wir es auch zu verdanken dass hier das wunderschöne Italienisch gesprochen wird und nicht das seltsame Schweizerdütsch! Bravi!!
1 commento:
und hat der mann jetzt was mit dem markennamen "cafe del moro" zu tun?
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